
„Omas geniale Wetterpflanzen…“
Passte meine Oma auf mich auf, unternahmen sie mit mir oft zu Fuß Ausflüge in die Natur. Einen Ausflug werde ich nie vergessen, wir waren bei sonnigstem Sommerwetter und wolkenlosen Himmel so ca. eine Stunde Fußweg von zu Hause entfernt. Es war gerade Getreideernte, die Bauern hatten es mit ihren Traktoren auf den Feldern eilig. Auf einer Wiese standen Holzgestelle, auf denen das Gras zu Trocknen aufgehängt war. Um uns vor der heißen Sommersonne etwas zu schützen, krochen wir beide unter dieses ca. 1,5 Meter hohe Holzgestell und aßen einen Apfel zur Jause, den meine Oma aus der Seitentasche ihres weiten Rockes „hervorzauberte“. Wir saßen noch nicht lange in diesem Sonnenschutz, ich hatte trotz meines kindlichen Dauer-Hungers vielleicht gerade ein Drittel des Apfels gegessen, als meine Oma besorgt auf die, beim Mähen stehengebliebenen Rest der Wiese neben dem Gehweg blickte. Sie stand auf, ging zur Wiese auf der anderen gegenüberliegenden Seite des Weges, kam zu mir zurück und meinte es sei besser wenn wir schnell nach Hause zu gehen würden. Zuerst verstand ich ihre Dringlichkeit überhaupt nicht, es war ja wolkenfreies, sonnigstes Wetter. Während meines wiederwilligen Gehens nahm sie mich bei der Hand und erzählte, die Glockenblumen neben dem Weg haben ihre Blüten geschlossen und diese weit Richtung Erde gesenkt, die Hundskamille am Rand der anderen Wiese hat ihre Blüten geschlossen, währenddessen kamen wir an einem Garten vorbei, in dem ein paar Sonnenblumen standen, auch sie hatten schon begonnen ihre Blütenköpfchen abzusenken. Ich erinnere mich noch wie unverständlich die Eile für mich war, welche meine Oma an den Tag legte, obwohl sie mir mehrmals geduldig erklärte, dass das Wetter bald umschlagen werde und möglicherweise gerade ein Gewitter aber auf jeden Fall ein stärkerer Regen aufzieht. Auf halben Rückweg war ein leises donnern zu vernehmen, kurz später zeigten sich erste dunkle Wolkenfelder am Himmel, ein wenig später verdunkelte sich der Himmel immer bedrohlicher und die letzten Meter unseres Weges fielen bereits schwere Regentropfen , als wir die Gartentür zu unserem Haus erreichten düsten bereits tennisballgroße Hagelkörner vom Himmel, wir liefen zu schnell wir konnten bis zur sicheren Eingangstür.
Meine Oma besaß mehrmals die Fähigkeit an den Glockenblumen zu interpretieren ob nur ein schwacher oder stärkerer Regen kommen würde, oder ob Gewittergefahr bestand. Wichtig war es für sie, sich ein Gesamtbild der Situation zu machen, sich einen Überblick zu verschaffen. Sie betrachtete nicht nur eine Ringelblume und sagte wenn sie geöffnet war, dass das Wetter heute schön bleiben würde sondern, sie begutachtete mehrere Pflanzen und zog ihre Schlüsse aus dem was die Mehrheit der Pflanzen durch ihre Verhalten anzeigte. Sie betrachtete die Gänseblümchen, danach die Ringelblumen und das Schöllkraut, erst als alle drei Pflanzen schönes Wetter anzeigten, gab sie mir zur Antwort, dass das Wetter heute schön bleiben werde. Zu der Zeit als meine Oma lebte waren die Wetterprognosen „aus dem Radio“ bei weitem nicht so genau wie wir es aus unserer heutigen Zeit gewohnt sind und als selbstverständlich ansehen. Sie lernte von Kind auf die Zeichen der Natur zu deuten, so war es für sie vertrauenswürdiger sich in der Natur selbst ein Bild der kleinregionalen Wettertendenzen zu machen …
Mein neuestes Buch „Omas geniale Wetterpflanzen – wie wird das Wetter heute?“, erscheint am 20. Jänner 2020 im Freya Verlag und ist im Buchhandel erhältlich, darin stelle ich Euch 52 heimische Pflanzen mit ihren Wettersprüchen, Aussehen, wo sie zu finden sind und den Hintergründen zu den Wettersprüchen vor.
„Waldstroh (Labkraut) dich mit Duft erquickt, der Himmel dir gleich Regen schickt“, oder „Hat das Mausohr (Habichtskraut) die Blätter eingerollt, bleibt das Wetter trocken“
Eunike Grahofer
Kräuterpädagogin mit Leib und Seele
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