Sauerklee: Oxalis acetosella
„Wenn der Ruf des Kuckucks im Frühling erhallt, dann holst den Sauerklee aus dem Wald“
„Kuckucksklee“ wird der Sauerklee im Volksmund auch noch genannt, was ebenso auf diesen alten, überlieferten Volksspruch hindeutet. Die Sammelzeit des Sauerklees erfolgt zeitig im Frühling, wenn der Ruf des Kuckucks zu hören ist. Das hat bei näherer Betrachtung auch einen interessanten Hintergrund.
Der Sauerklee wächst unter dem Schatten der Waldbäume, manchmal findet man ihn auf in Naturgärten. Er blüht weiß, rosa, rot oder gelb. Der botanische Name des Waldsauerklees heißt „Oxalis acetosella“. Ich finde Pflanzennahmen immer sehr interessant, weil sie einem schon sehr viel über eine Pflanze erzählen, noch ehe man näher recherchiert. Die Namensgeber hatten sich, so wie bei uns Menschen ja auch, einst bei der Namensgebung etwas gedacht, wollten mit dem Namen einen Hinweis geben, etwas Vermitteln, etwas Ausdrücken. So auch beim Waldsauerklee. Das Wort „Oxalis“ kommt aus dem Griechischen „Oxaleios“ und bedeutet „säuerlich“,bzw. „oxys“ was sauer bedeutet und „hals“ für Salz, das Wort „acetosella“ kommt aus dem Lateinischen „acetum“ was einen Essig, oder sauren Wein benennt. Wenn also eine Pflanze einst die Benennung „Saures Salz, Essig, saurer Wein“ erhalten hat, dann wissen wir, noch ehe wir ein Blatt davon Essen, welches Geschmackserlebnis uns beim ersten Bissen erwarten wird … ;-)
Das Wort Oxalis deutet auch noch auf den Hauptinhaltsstoff des Sauerklees hin, der Oxalsäure. Dieser Inhaltsstoff wiederum bietet den Schlüssel zu dem alten Volksspruch. Wir wissen von Rhababer und Sauerampfer, dass diese im kleinwüchsigen Pflanzenstadium, für uns in kleiner Speisemenge genossen köstlich schmecken, im Altersstadium sich die Dosis des Inhaltsstoffes Oxalsäure soweit erhöht, dass es uns nicht mehr so bekömmlich ist. Und ebenso verhält es sich bei Sauerklee. Als junge Pflanze, können wir ihn roh essen, in Salate geben, eine Tinktur machen, klein wenig davon ins Kräutersalz geben, mit seinem zunehmenden Pflanzenalter bekommt er uns jedoch nicht mehr so gut. Der Ruf des Kuckucks im Frühling, ist zeitgleich mit den ganz jungen Sauerkleepflanzen, noch lange vor der Blüte. Er besagt, der Spruch erzählt und von der optimale Erntezeit der Pflanze für uns Menschen, jener Erntezeit wo die Pflanze für uns noch genießbar ist – es ist superspannend einfach aus der Natur, aus der Landschaft zu Lesen!
Im Schwarzwald wurde aus Sauerklee und Salz ein „Sal Acetosellae“ hergestellt, welches als Bleichmittel und Fleckensalz diente. Das Spezialsalz wurde sogar zum Vertilgen von Rost-, Blut- und Tintenflecken verwendet. Der Sauerklee im Salz war so hochdosiert, das es für den Verzehr des Menschen mehr als bedenklich gewesen wäre.
Sind wir in der Natur unterwegs, machen einen ausgedehnten Spaziergang, schmecken ein paar Sauerkleeblätter sehr gut, wirken erfrischend und Lindern das Durstgefühl. Weiters wurde er zur Fiebersenkung und als harntreibendes Mittel eingesetzt. Er wirkt blutreinigend, hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit und enthält Vitamin C. Seine Blätter wurden auf Geschwüre, welche sich äußerlich befanden aufgelegt.
Erfrischungsdrink:
1 l Wasser, 1 EL Sauerkleeblätter
Die Sauerkleeblätter in einen Wasserkrug geben, mit dem Wasser übergießen und über Nacht stehen lassen. In der Früh die Blätter wieder herausnehmen und das angenehm säuerliche Wasser über den Tag verteilt trinken.
Salat:
Sauerkleeblätter können dem Salat zugegeben werden.
Brotbelag:
Sauerkleeblätter, Schnittlauch, Schafgarbenblätter mittelgrob schneiden und auf das Butterbrot legen. Schmeckt auch sehr gut zur österlichen Eierspeise.
Paste:
4 EL getrocknetes Kraute wurde früher mit Schmalz vermischt, heute nehmen wir Speiseöl. Die Blätter werden mit dem Mörser zerstoßen und mit einem guten Speiseöl vermischt bis eine cremige Paste entsteht. Diese wird bei Gewächsen auf der Haut oder Warzen äußerlich aufgetragen.
Tinktur:
Sauerklee in ein Glas geben und mit Alkohol übergießen, stehen lassen bis die grüne Farbe der Blätter entwichen ist, dann abseihen und dunkel stellen. Bei Koliken, Leber/Gallen, Darmproblemen, vor allen wenn es am Stuhlgang mangelte, wurde diese Tinktur äußerlich auf der Höhe des Organs aufgetragen und darüber ein Tuch gelegt. Zuerst tritt eine kühlende Wirkung ein, danach wird die Durchblutung angeregt was nach einigen Minuten in ein angenehmes Wärmegefühl mündet.
Tee gegen Hautausschläge – äußerlich:
1 EL Kraut auf 1/4 L Wasser, übergießen und 5 Minuten ziehen lassen, abseihen. Ein Tuch in den Sauerkleetee tauchen und dieses auf die betroffenen Hautstellen auflegen.
Vorsicht: Oxalsäure bindet Kalcium, daher sollten Menschen, die zu Nierensteine neigen, bei allen oxalhältigen Lebensmittel vorsichtig sein.
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Eunike Grahofer
Kräuterpädagogin mit Leib und Seele
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