Rindenmedizin – Die Haselrinde – „die Johannitagrind“
Verwendete Rinde:
Ast-Rinde oder Wurzel-Rinde
Optimale Erntezeit:
Maria Lichtmessvollmond (Februar) bis Johannitag (24. Juni)
Inhaltsstoffe:
Die Hasel enthält als Birkenfamilienmitglied die wundheilenden, blutstillenden, zusammenziehenden gefäßverengenden Inhaltsstoffe namens Betulin und Gerbstoffe.
„Johannitag Abendstund` hol Haselrinde für Krampf und Wund.“
Alte Überlieferung
In einem kleinen Waldviertler Grenzdorf wurde mir folgende Geschichte erzählt: Am Johannitag, welcher auch „Sommerweihnachtstag“ genannt wurde, konnten die Dorfleute die betagte Kräuterfrau und Wenderin beobachten, wie sie ihre Kräuter sammelte und dabei Gebete sprach.
Zur „Frau Hasel“ ging sie zur beginnenden Abenddämmerung und schnitt unter Gebeten jene Menge an Ästen herunter, die sie nach ihrem „Gefühl“ für das kommende Jahr bis zum nächsten Johannitag brauchen würde.
Anwendung der Haselrinde:
Hatte jemand Krämpfe, nahm sie eine Handinnenfläche voll Haselrinde, kochte diese in Wasser, tauchte ein Tuch darin ein und legte dies auf die Krampfende stelle. Krampften mehrere Körperstellen, oder hatte jemand Fieber, wickelte sie die, in Haselrindenwasser getauchten Tücher um die Unterschenkel und legte eines auf die Stirn.
Die Hasel gilt wie auch der Holunder und der Wacholder als mystische, uns besonders stark verbundene Pflanzen. Am Johannitag schnitt man die Rute, welche als Wünschelrute zum Aufspüren von Wasseradern oder Schätzen verwendet wurde.
Auch der Wanderstock, welcher vor Schlangenbissen schützen sollte, wurde am Johannitag geschnitten.
Zu kleineren blutenden Verletzungen, legte man zur Blutstillung und besseren Heilung der Wunde ein frisches Haselrindenstück mit der feuchten Seite zum Körper direkt über die Wunde.
Auch gegen Warzen legte man täglich ein Stück Haselrinde über die Warze.
Zur Unterstützung bei Magen- Darmproblemen trank man Haselrindentee.
Haselrindenasche in Kombination mit Birkenrinde wurde zum Rotfärben von Wolle genutzt.
Richter trugen eine Halskette mit kleinen Rinden- und Holzstücke der Hasel auf Herzhöhe, um kluge und gerechte Entscheidungen treffen zu können.
Eunike Grahofer
Kräuterpädagogin mit Leib und Seele
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Rezepte Haselrinde
Haselrindenkaltauszug – für Leber und Galle, wassertreibend:
Zutaten: 1 TL Haselrinde (Ast-Rinde), 1/4l Wasser
So wird es gemacht: Die frische oder getrocknete Rinde, welche im Februar geerntet wurde, gut zerkleinern, mit kaltem Wasser übergießen und zugedeckt 1-2 Stunden stehen lassen, danach abseihen.
Anwendung: Diesen Haselrindenkaltauszug über den Tag verteilt schluckweise trinken.
Haselrindenwein – Venenerweiternd:
Zutaten: 1 TL Haselrinde, 1/4l Rotwein
So wird es gemacht: Die frische oder getrocknete Rinde mit dem Rotwein am Herd aufkochen, auf mittlerer Hitze 15 Minuten weiter köcheln lassen, danach durch ein feines Teesieb oder ein Tuch abseihen.
Anwendung: In diesen Haselrindenwein ein Tuch tauchen und auf den betroffenen Körperstellen auflegen. Dieser Haselnusswein wurde auch zur Wundbehandlung verwendet, hierzu wurde ebenfalls ein darin getränktes Tuch auf die Wunde gelegt.