Kräuterbrief Februar 2019
Huflattich (Tussilago farfara)
Geehrt – Verteufelt – Am Weg zurück zur Anerkennung
„Vom Huflattich nimmst die Blüten und die Blätter, dann bleibst` gesund bei jedem Wetter!“ Diese alte Volksweisheit erzählt, dass vom Huflattich stets die Blüten und die Blätter verwendet wurden und dass er einen sehr hohen Stellenwert in der Volksverwendung hatte. So widmeten ihm unsere Vorfahren sogar diesen eigenen Spruch. Im Jahre 1992 wurde der Huflattich unter dem Vorwand, ein leberschädigendes Alkaloid zu enthalten, vom Markt genommen.
Im Jahr 1999 erhielt eine junge Wiener Pharmazeutin Mag. Dr. Roxana Lebada den Herba-Preis für ihre Forschungsarbeit welche dem Huflattich ein Stück weit zurück zu seiner einstigen Wertigkeit verhilft. Mag. Dr. Roxana Lebada fand in ihrer Arbeit folgendes heraus: Das nur Huflattich, der unter Stress steht auch dieses Alkaloid ausbildet. In der Wiener Zeitung vom 29.04.1999 war folgender Auszug aus der Arbeit Mag. Dr. Roxana Lebadas zu lesen: „In Blütenknospen, Blütenständen und jungen Laubblättern sind keine Alkaloide enthalten, in anderen Teilen der Pflanze (ältere) jedoch sehr wohl. Ein feuchter Boden, kann die Anreicherung von Pyrrolizidinalkaloiden vollständig verhindern.“
Wir finden bei einigen verschiedenen Pflanzen in ihrem älteren Wachstumsstadium Fraßschutzmittel, damit schützt sich die Pflanze, um in die die Samenproduktion, die Vermehrung, die Fortpflanzung, die Arterhaltung zu gehen und in diesem Stadium eben nicht gegessen zu werden … Es geht um den vernünftigen Umgang mit der Natur!
Huflattich zählt zu den wertvollsten und wirksamsten Pflanzen, welche wir Menschen bei Husten, Erkältungen, Kehlkopfentzündungen und Bronchitis zur Verfügung haben. Kaum zieht sich der Schnee zurück, leuchten seine gelben Blütenköpfe auf seinem geschuppten Stiel an Wegesrändern, Brachflächen, Waldrändern, kargen Böden, Steinbrüchen, Bach- und Flussufern sowie in Böschungen. Huflattich ist widerstandsfähig und äußerst anpassungsfähig. Er braucht zum Wachsen wenig Erde und kaum Nährstoffe. Sein lateinischer Name „Tussilago farfara“ erzählt von seiner Verwendung und seine Erkennungsmerkmal. Farfara bedeutet „von Mehl getragen“, die Unterseite seiner Blätter wirken durch seine feinen Härchen, als wären sie mit Mehl bestäubt. Seine Blätter haben ein hufförmiges Aussehen, eine hufförmige Form, worauf der Name HUF-Lattich hinweist. Das Wort „Lattich“ ist lateinisch und steht für Milch, was wiederum auf den Milchsaft der Pflanze in ihrem Stiel hinweist. Er gehört zur Familie der Korbblütler und ist daher mit dem Löwenzahn sowie der Ringelblume verwandt.
Verwendet werden die Blüten und Blätter des Huflattichs. Er wird auch „Vater vor dem Sohn Pflanze“ genannt, da bei ihm vorher die leuchtend gelben Blüten zu sehen sind, erst wenn diese verblüht sind bilden sich die Blätter. Die Blüten finden wir je nach Witterung von Ende Februar bis Anfang April. Seine Blätter ernten wir von Mai bis Juli. Bei Kälte und Regenwetter bleiben seine Blüten geschlossen, bei Schönwetter öffnen sich seine Blüten. Wir ernten die geöffneten Blüten. Sobald die Blätter zu finden sind, ernten wir die jungen Blätter, wenn möglich Blätter, die in der Sonne wachsen. Diese enthalten mehr Inhaltsstoffe. Der Huflattich enthält unter anderem wertvolle Kieselsäure sowie Zink und wirkt hustenlindernd, schleimlösend, auswurffördernd, adstringierend, leicht antiseptisch, schmerzstillend, und entzündungshemmend.
Kräuterpfarrer Künzle stellte einen Tabak aus Huflattich, Spitzwegerich, Münze und Waldmeister zum Pfeifenrauchen für Asthmakranke zusammen. Bis zum 2. Weltkrieg dienten Huflattichblätter vielerorts als Tabakersatz. Der britische „Herbal Tabacco“ enthält auch heute noch Huflattichblätter. Wie einst unsere Vorfahren können wir den Huflattich für Tees und Honig nutzen.
Huflattichtee bei schwerem Husten, stärkt die Lunge
Zutaten: 3 TL Huflattichblätter (Tussilago farfara), ½ Liter Wasser
So wird’s gemacht: Die Huflattichblätter mit dem abgekochten, aber nur mehr heißen Wasser übergießen, zugedeckt 5 bis 6 Minuten ziehen lassen und abseihen. Die Blätter können ein weiteres Mal für einen Teeauszug verwendet werden.
Anwendung: Den Tee noch warm schluckweise trinken. Die Blätter enthalten Schleimstoffe, welche unsere Hustenreize beruhigen. Außerdem wirken sie desinfizierend und schweißtreibend. Bei chronischen Atemwegsbeschwerden trinkt man auf nüchternen Magen eine Tasse Huflattich-Tee um das Abhusten des über Nacht aufgestauten Schleimes zu erleichtern. Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum hilft das Gurgeln mit ungesüßten Huflattichtee.
Huflattichhonig reinigt die Atmungsorgane
Zutaten: 1 Handvoll Huflattichblüten (Tussilago farfara), 1/4 l Waldhonig
So wird’s gemacht: Die Huflattichblüten werden ein wenig zerkleinert. Man nimmt ein leeres Honigglas, füllt ein Drittel davon locker mit Huflattichblüten an, gießt mit heimischen Waldhonig auf und verschließt das Glas. Der Huflattichhonig wird nun für 4 Wochen zum Reifen auf das Fensterbrett gestellt.
Anwendung: Dieser Honig hat einen sehr lieblichen Geschmack. Er wirkt schleimlösend bei Erkältungen und Husten und regt die Verdauung an. Er kann pur genossen, in den Tee gegeben werden oder schmeckt auch köstlich zu Süßspeisen.
Auch bei Magen-Darm-Beschwerden wurde Huflattich aufgrund seiner enthaltenen Schleimstoffe sowie Bitterstoffe einst verwendet. Vor allem bei Magen-Darm-Entzündungen, bei Verstopfungen und Durchfällen. Seine entzündungshemmenden und antibakteriellen Inhaltstoffe wurden auch bei Hautproblemen, vor allem bei Schürfwunden, oder Hautunreinheiten eingesetzt – hierzu bereitet man einen Teeauszug aus Huflattichblätter zu, gibt diesen entweder dem Badewasser zu und badet darin oder taucht ein Tuch darin ein und macht damit auf den betroffen Körperstellen Umschläge.
Mehr Info und Rezepte findet ihr im Buch „Wildnisapotheke“ erschienen 2018 im Freya Verlag.
Eunike Grahofer
Kräuterpädagogin mit Leib und Seele
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