Der Kräuterbuschen – der traditionelle Kräuterstrauß
Der Kräuterbuschen ist eine Art traditionelle Winterapotheke und Schutzsymbol. Neben dem Mariä-Lichtmess-Vollmond für die Rinden, Vorfrühlingspflanzen und Knospen und dem Johannitag für die Sommerpflanzen, wie Johanniskraut und Königskerze, ist der August-Vollmond – heute Mariä Himmelfahrt am 15. August – der wichtigste Kräutertag. Mit dem August-Vollmond beginnen der „Frauendreißiger“ – die überlieferten Frauensammeltage, wo die Pflanzen für die Winterapotheke gesammelt wurden. Dies sind die letzten heißen Tage, an denen die Pflanzen noch einmal in hoher Dosis Inhaltsstoffe produzieren, ehe sie verwelken, ihre Samen bilden und ihre Kraft in die Wurzeln zurückziehen. In diesen Tagen gesammelte Kräuter übertreffen alle anderen an Heilwirkung.
Zum Auftakt sammelten die Frauen von jeder Pflanze, die für sie wichtig war, ein Stück und dies nüchtern in ehrfurchtsvoller, dankbarer Haltung zu Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang. Während des Pflückens bedankte sich die Frau bei der Pflanze für ihre Unterstützung, wie z. B. „Liebe Frau Beifuß, DANKE, dass du mit bei der Verdauung hilfst und meinen Körper im Winter wärmst“, „Liebes Labkraut, DANKE, dass du mir hilfst, gut und tief schlafen zu können“, … Zum Schluss ergibt dies einen wundervollen Kräuterstrauß, wobei in diesen Strauß auch Getreideähren hineinkamen. Diese standen dafür, dass es bis zur nächsten Ernte genug zu essen geben solle. Nun wurde der Kräuterbuschen achtsam gebunden und an einem dunklen, sonnengeschützten Ort zum Trocknen aufgehängt. Heute kann er auch in der Kirche vom Pfarrer gesegnet werden lassen.
Im Winter wurde bei Krankheit aus dem Strauß genommen, was gebraucht wurde, und in den Raunächten wurden die Kräuter aus diesem Buschen verräuchert – für die Gesundheit und zum Schutz.
Traditionell entsprach die Anzahl der Kräuter in den Buschen den alten heiligen Zahlen:
Der 9er-Buschen zum Beispiel aus Johanniskraut, Schafgarbe, Baldrian, Arnika, Königskerze (immer in die Mitte binden), Kamille, Wermut, Pfefferminze und Tausendgüldenkraut.
Der 15er-Buschen zum Beispiel aus Fünffingerkraut, Glockenblume, Kümmel, Margerite, Eberwurz, Bibernelle, Wermut, Königskerze (immer in die Mitte binden), Pfefferminze, Weinraute, Liebstöckel, Teufelsabbiss (Tormentil), Labkraut, Bittersüßer Nachtschatten und Johanniskraut.
Oder 99er-Buschen …
Beispiele für Pflanzen im Kräuterbuschen:
Majoran – Grippemittel, fördert die Verdauung
Ysop – ein Stärkungs- und Durchhaltemittel
Schafgarbe – blutstillend, verdauungsregulierend, für Leber/Galle, bei Wunden
Rose – für die Haut, steht für Liebe und Harmonie
Eisenkraut – Kraut der Diplomatie, Konzentration
Ringelblume – generelles Heilmittel, bei Hautproblemen, basisch
Tausendgüldenkraut – für die Leber/Galle, gegen Fieber
Getreideähren – Brot für Mensch und Tier
Salbei – desinfizierend, antiviral
Fenchel – bei Husten und Blähungen
Baldrian – beruhigend und entkrampfend
Johanniskraut – als Wund- und Beruhigungsmittel
Wegwarte – bei Leberleiden
Taubnessel – entzündungshemmend, stärkend bei Anämie
Weidenröschen – für die Prostata
Farnkraut – gegen Bandwürmer und zum haltbaren Lagern von Obst
Rainfarn – Wurmmittel, bei Verdauungsstörungen
Geißfuß – bei Gicht und Rheuma
Hirtentäschelkraut – blutstillend
Königskerze – schleimlösend, hustenstillend
Beifuß – bei Frauenleiden, muskelentspannend, verdauungsfördernd
Brennnessel – innerlich reinigend