Rinde Birke in Streifen aufgehaengt zum Trocknen

Altüberliefertes Naturwissen

Rindenmedizin – die „wilde Medizin“ der Baum- und Strauchrinden

Die Medizin der Baum- und Strauchrinden ist in Vergessenheit geraten, als Gewürz für die Küche konnte sich die Rinde besser etablieren. Die Zimtrinde ist eines der ältesten und beliebtesten Gewürze der Welt.

„…seine Haut, das ist die Rinde; sein Haupt und Haar sind die Wurzeln; es hat seine Figur, seine Zeichen, seine Sinne und die Empfindlichkeit im Stamme. Sein Tod und sein Sterben sind die Zeit des Jahres…“,

schrieb Paracelsus einst über das Lebewesen Baum

So wie unsere Haut unseren Körper vor Kälte und Umwelteinflüssen schützt, so schützt die äußere Schicht der Rinde die Bäume und Sträucher vor Einflüssen, die von außen einwirken.

Das Kambium – die innenseitige, grüne Schicht der Rinde – ist, sozusagen die „Speiseautobahn“ des Baumes. Sie versorgt den Baum mit allen lebenswichtigen Nahrungsstoffen, wie Zuckerlösungen, Stärke, Mineralien wie Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor, Spurenelementen, Vitaminen und Ballaststoffen.

Während der kargen Wintermonate oder in Notzeiten aßen unsere Vorfahren Baum- und Strauchrinden, als wichtige Sättigungs- und Nahrungsquelle. Für die Hausapotheke verwendete man die Rinden das ganze Jahr über, dann wenn sie gebraucht wurden. Die Hebammen, Holzfäller und Knochenrichter hatten für ihren Vorrat ihre besonderen Sammelzeiten.

Die Bäume und Rinden unserer Heimat

Die Haselrinde

Die Hasel enthält als Birkenfamilienmitglied auch die wundheilenden, blutstillenden, zusammenziehenden gefäßverengenden Inhaltsstoffe namens Betulin und Gerbstoffe.

„Johannitag (24. Juni) Abendstund` hol Haselrinde für Krampf und Wund“

erzählt ein alter Spruch.
Eunike Grahofer beim moersern von Spitzwegerich in der Natur

Eunike Grahofer

Kräuterpädagogin mit Leib und Seele

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Vielseitige Anwendung der Haselrinde

Hatte jemand Krämpfe, nahm er eine Handinnenfläche voll Haselrinde, kochte diese in Wasser, tauchte ein Tuch darin ein und legte dies auf die Krampfende stelle. Krampften mehrere Körperstellen, oder hatte jemand Fieber, wickelte sie die, in Haselrindenwasser getauchten Tücher um die Unterschenkel und legte eines auf die Stirn.

Zu kleineren blutenden Verletzungen, legte man zur Blutstillung und besseren Heilung der Wunde ein frisches Haselrindenstück mit der feuchten Seite zum Körper direkt über die Wunde.

Gegen Warzen legte man täglich ein Stück Haselrinde über die Warze.

Zur Unterstützung bei Magen- Darmproblemen trankt man Haselrindentee.

Haselrindenasche in Kombination mit Birkenrinde wurde zum Rotfärben von Wolle genutzt.

Richter trugen eine Halskette mit kleinen Rinden- und Holzstücke der Hasel auf Herzhöhe, um kluge und gerechte Entscheidungen treffen zu können.

Weitere Informationen und sieben Rezepte zur Haselrinde findest du im Buch Rindenmedizin

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Rinde Fichte in Holzloeffel und Zweige Birke

Die Fichtenrinde

Die Rinde der Fichte verfügt über einen neutralen bis schwach sauren pH-Wert. Für die Rindenmedizin können wir die Ast- und die Stamm-Rinde verwenden.

Anwendung der Fichtenrinde

Fichtenrinde wurde in Wasser eingeweicht und wie heute ein Gips, zum Fixieren gebrochener Körperstellen verwendet.

Rinde Apfelbaum in Keramikschale

Die Apfelbaumrinde

Unterscheide bei der Verwendung der Apfelbaumrinde zwischen den Geschmacksrichtungen der Äpfel. Es macht einen Unterschied, ob die Apfelsorte von süßlichem oder säuerlichem Geschmack sind.

Apfelbaumrinde für die Braut, bringt ihr eine schöne Haut.

Anwendung der Apfelbaumrinde

Ein Tee oder eine Salbe aus Apfelbaumrinde sind ein wundervolles Hautpflegemittel.

Im Buch Rindenmedizin findest du sechs Rezepte zur Apfelbaumrinde

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Rinde Linde in Flasche

Die Lindenrinde

Für die Rindenmedizin wird die Ast- bzw. Wurzelrinde der Sommer- und Winterlinde verwendet.

„Tun schmerzende Augen Dich plagen, die Linde der Rinde wird sie verjagen“

Anwendung der Lindenrinde

Die Lindenrinde legt man mit der saftigen, schleimigen, grünen Seite bei brennenden, juckenden Augen auf die Augen auf.

Die Weidenrinde

Für die Rindenmedizin verwende die Ast-Rinde der jungen 1-2-jährigen Triebe, sobald der Saft im Frühjahr hochsteigt. Die Wurzelrinde kannst du im Frühling „ernten“ sobald kein Frost mehr am Boden ist. Früher galt die Weidenrinde, die am Palmsonntag geerntet wurde als besonders heilkräftig.

„Schmerzt es Dich, Dich zu bewegen, tu dich in Weidenrinde legen“

Anwendung der Weidenrinde

Die schmerzstillende, entzündungshemmende Weidenrinde findet sich in vielen Rezepturen von Weidenrindensirup bis Tee oder Salbe.

Weitere Informationen und vier Rezepte zur Zedernrinde findest du im Buch Rindenmedizin

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Die Zedernrinde

Die Rinde der Zeder ist pH-neutral und basisch. Sie wirkt antiviral, antifungizid, antiinfektiös und wärmend.

„So jemand matt ist und schwach, er braue der Zedl Rinde zum Bad, er wieder zu Kräften kommen vermag.“

heißt es von der Zeder

Anwendung der Zedernrinde

Schwächliche Menschen wurden entweder mit Zedernbaumrindenwasser gewaschen oder gebadet.

Gegen Ungeziefer im Haus und Stall räucherte man Zedernbaumrinde. Ihr intensiv riechendes Öl hielt selbst die Speisekammern vor Insekten und Fliegen frei.

Bei schwerem Husten legte man ihre Rinde auf Brusthöhe am Körper auf, damit ihre entzündungshemmenden Öle über die Haut in den Körper treten können, um die Bakterien oder Viren unschädlich zu machen.

Die Ahornrinde

Vom Ahorn verwenden wir die Rinde der jungen frischen Triebe oder im Herbst die Rinde der Wurzeln.

Anwendung der Ahornrinde

Der Ahorn als umgangssprachlich als Rinde „der Gichtheiler“. Diese als „Gichtheiler“ genannten Rinden- und Kräuterkundigen schälten zur Behandlung der Kranken, etwas Rinde von einem Ahornzweig, tauchten die Rinde in Wasser und legten sie anschließend auf dem alten Holzofen, in das hinterste Ecke, wo es zwar warm, aber nicht brennheiß war. Danach wickelten sie die heiße Rinde in ein Leinentuch ein und legten dies auf die schmerzende Körperstelle auf, bis die Rinde ausgekühlt war. Diesen Vorgang wiederholten sie 2-3-mal wöchentlich, in schweren Fällen täglich.

Hatten Hirten durch die Sommerhitze geschwollene Körperstellen, quetschten sie Ahornrinde mit einem Stein, damit der Saft gut heraustrat und legten diese dann auf die betroffenen Körperstellen auf.

Bei Blutergüssen, Brandwunden, Insektenstichen legten sie ebenfalls Ahornrinde auf die betroffenen Körperstellen auf.

Im Buch Rindenmedizin findest du fünf Rezepte zur Ahornrinde

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Kraft der Natur

So wurde einst verwendet was zur Verfügung stand. Wir können die Rinden von alle jenen Bäumen und Sträuchern verwenden, deren Blätter genießbar sind. Hierzu gehören die Obstbäume- und Sträucher, Birken, Buchen, Weiden, Eichen.

Nutzen der Rinden mit Rücksicht auf die Natur

Wir achten beim Ernten nur aus Respekt gegenüber dem Baum, so wie es auch unsere Vorfahren taten, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen. Wir verwenden die Rinden von Ästen, welche beim Rückschnitt anfallen, aus Rodungsflächen oder nach Sturmschäden.