Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Alles was du über das Rotölkraut wissen solltest
Dieses Jahr findet die Sommersonnenwende am 21. Juni statt. Warum erzähle ich euch das? Weil Johanniskraut nach dem Volksmund um die Sommersonnenwende geerntet werden soll. Die „einfachen Leut‘“ haben seit Jahrhunderten beobachtet, dass das Johanniskraut zu diesem Zeitpunkt in voller Blüte steht und somit seine höchste Wirkung hat. Doch aufgepasst! Seht diese Empfehlung als Richtwert und nicht als fixe Regel. Jedes Jahr hat sein eigenes Tempo, seinen eigenen Rhythmus. Gerade dieses Jahr merken wir, dass unser Kalenderjahr nicht mit dem gewohnten Pflanzenjahr übereinstimmt. Die Pflanzen selbst zeigen uns an, wann die optimale Erntezeit ist. Wie Du erkennst, wann das Johanniskraut geerntet wird, erkläre ich Dir unter: So überprüfst du den Hypericingehalt vor der Ernte.
Ernte das Johanniskraut an sonnigen und trockenen Tagen
Das Johanniskraut ist aufgrund des roten Farbstoffs (Hypericin) besonders wertvoll für uns. Dieses Hypericin wird an sonnigen und trockenen Tagen gebildet. An regnerischen Tagen verfügt das Johanniskraut über einen nur geringen Hypericingehalt.
So überprüfst du den Hypericingehalt vor der Ernte
Wann der optimale Zeitpunkt zum Ernten ist, erkennst Du, indem Du ein Blatt zwischen deinen Fingern verreibst. Werden diese kräftig rot gefärbt, dann hat das Johanniskraut genügend roten Farbstoff (Hypericin) gebildet und kann geerntet werden.
Ein weiterer Grund, warum wir das Johanniskraut an trockenen Tagen ernten, ist der Feuchtigkeitsgehalt. An trockenen Tagen hat das Johanniskraut einen niedrigen Feuchtigkeitsgehalt, was es wiederum optimal für die Verarbeitung zu Johanniskraut-Öl und -Tinkturen macht.
Wo ist das Hypericin des Johnanniskrauts enthalten?
Das Hypericin ist im Blatt und in der Blüte des Johanniskrauts enthalten.
Welche Teile des Johanniskrauts werden verwendet?
Wir können die Blüten, die Blütenknospen und die Blätter des Johanniskrauts nutzen. Als Faustregel empfehle ich, das obere Drittel der Johanniskrautpflanze zu ernten und es frisch in Öl, Essig oder Alkohol zu geben. Wenn du das Johanniskraut vortrocknest, gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Ernte das Johanniskraut, wie bereits empfohlen, lieber an trockenen Tagen, da hier der Feuchtigkeitsgehalt der Pflanze geringer ist.
Wo finde ich Johanniskraut?
Johanniskraut wächst an trockenen, ungedüngten und steinigen Böden in sonniger Lage.
Nimmt man ein Blatt des Johanniskraut und hält es gegen die Sonne, sieht man viele kleine Punkte, die Öldrüsen der Pflanze, die den roten Farbstoff enthalten. Daran erkennt man das echte Johanniskraut, welches für das „kostbare Rotöl“ verwendet wird.
Wofür wird Johanniskraut eingesetzt?
Das Johanniskraut ist eine wahre Allroundpflanze in der Hausapotheke. Je nach Zubereitung kann sie bei unterschiedlichen Beschwerden eingesetzt werden:
• Johanniskraut-Öl: Ohrenschmerzen, Zerrungen, Quetschungen, Muskelschmerzen, Hautausschläge, Sonnenbrand, für die Wundheilung
• Johanniskraut-Tee: für die Blase, gegen das „Null-Bock-Syndrom“
• Johanniskraut-Pflaster: bei Verbrennungen
• Johanniskraut-Lindenblüten-Tee: zur Körperkühlung (Achtung: Hier verwendet man Johanniskraut, das im schattigen Wald wächst)
• Johanniskraut-Einreibung: Hexenschuss, Rheuma, Gicht, Verstauchungen, Venenleiden
• Johanniskraut-Tinktur: Menstruationsbeschwerden, zur Aufhellung unseres Gemütes, als Antidepressivum, zur Stimmungsaufhellung, bei Niedergeschlagenheit, Erschöpfung
• Johanniskraut-Likör: bei innerer Unruhe, zum Einschlafen
Rezepte
1. Johanniskraut-Öl
Das brauchst du für die Herstellung des Johanniskraut-Öls:
Stiel und Blüte des Johanniskrauts, kalt gepresstes Öl
So bereitest du das Johanniskraut-Öl zu:
Ernte eine Handvoll Johanniskraut – Blatt und Blüte (das obere Drittel des Johanniskrauts) an einem sonnigen Tag. Zerkleinere die Pflanzenteile grob und gebe diese in dein durchsichtiges Gefäß (darf max. ein Drittel des Glases einnehmen). Fülle dieses nun ganz mit Öl und lasse den Ansatz mindestens 4 Wochen zugedeckt stehen. Du erkennst die optimale Reife, wenn das Öl eine kräftige, rote Farbe aufweist.
Hierfür kannst du das Johanniskraut-Öl einsetzen:
Das Öl ist ein Universalgenie. Du kannst es bei Hautproblemen, Narben, Verspannungen, Verbrennungen, Verletzungen, Ohrenschmerzen, Leber- und Nierenleiden, Brustverschleimung, Magendrücken und vielen weiteren Beschwerden einsetzen.
2. Johanniskraut-Pflaster – bei Verbrennungen
Das brauchst du für die Herstellung des Johanniskraut-Pflasters:
Johanniskraut
So bereitest du das Johanniskrautpflaster zu:
Drücke die frischen Blüten und Blätter des Johanniskrauts so lange, bis das rötliche Öl austritt.
Wie kannst du das rötliche Öl des Johanniskrauts einsetzen:
Gib das rötliche Öl direkt auf die Verbrennung
3. Johanniskraut-Tinktur – bei Menstruationsbeschwerden und für ein positiveres Gemüt
Das brauchst du für die Herstellung der Johanniskraut-Tinktur:
1 Handvoll Johanniskraut, 1 Liter 30–40 %-igen Alkohol wie Brand, Korn oder Wodka
So bereitest du die Johanniskraut-Tinktur zu:
Ernte die oberen 4 Zentimeter des Johanniskrauts an einem trockenen und sonnigen Tag (optimalerweise zur Mittagsstunde). Gieße Alkohol über das Johanniskraut und lasse die Tinktur mindestens 28 Tage an einem sonnigen Ort reifen. Seihe die Tinktur nach der Reifung ab.
So kannst du die Johanniskraut-Tinktur einsetzen:
Gib 10 Tropfen in ein Glas mit 250 Milliliter lauwarmem Wasser. Trinke die Tinktur täglich.
Alle weiteren Rezepte findest du in meinem Buch Wildniswissen, das du über den Webshop erwerben kannst.
Im eunike grahofer naturladen kannst du außerdem Johanniskrautöl und Johanniskrautsalbe kaufen.
4. Johanniskrautbad:
Man nimmt eine Handinnenfläche an Johanniskrautteile und übergießt sie mit einem Liter heißem Wasser, lässt diese 20 Minuten ziehen, seiht die Johanniskrautteile ab und gießt das Johanniskrautwasser in das Badewasser. Darin badet man möglichst warm für 20 Minuten.
Johanniskraut – was soll ich bei der Einnahme beachten?
• Johanniskraut soll an sonnigen Tagen nicht innerlich eingenommen werden. Das Hypericin setzt nämlich die Lichtempfindlichkeit der Haut herab.
• Johanniskraut setzt die Wirkung von manchen Medikamenten außer Kraft. Kläre daher den Einsatz von Johanniskraut vorher mit dem Arzt ab.
Quellen:
Wildniswissen, Zeigerpflanzen, Wetterpflanzen und 300 alte Rezepte, Eunike Grahofer, erschienen 2020, Freya-Verlag
Wildnisapotheke, Hausmittel aus 400 Jahren, Eunike Grahofer, erschienen 2018, Freya-Verlag
Eunike Grahofer
Kräuterpädagogin mit Leib und Seele
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