Kräuterbrief Februar 2018
Fichte
wertvoller Wetterzeiger und Mittel zur Stärkung schwächlicher Kinder
Als es noch keine Wetterprognosen aus der Zeitung, dem Fernsehen, dem Handy oder dem Radio gab, beobachteten die Menschen die Natur, lasen aus ihr die Wettertendenzen ab. Als einfaches und leicht verfügbares Mittel hierzu galten die Fichtenzapfen. Die Schuppen der Zapfen öffnen sich bei trockenem Wetter, damit die, darin befindlichen Samen frei gegeben werden können, bei steigender Luftfeuchtigkeit hingegen schließen sich die Schuppen um die Samen gut zu beschützen. Möchte man das Wetter der folgenden Stunden wissen liest man dies an den Zapfen ab. Betrachtet man diesen und es stehen die Schuppen weg, dann bleibt das Wetter schön, sind die Schuppen geschlossen dann kommt ein feuchtes, regnerisches Wetter. Hierzu legte man den Zapfen entweder an ein wettergeschütztes Fensterbrett oder hängt ihn an einem Faden vor das Fenster.
Harz der Fichte
Doch auch für die Gesundheit, in der alten Hauswurden die Nadelgehölze stets geschätzt. Aus dem Harz wurden sogenannte „Zugsalben“ für Verletzungen, Entzündungen oder eitrigen Wunden zubereitet.
Fichtennadeln
Die Nadeln der Fichte sind ein hervorragendes Mittel gegen Gelenks- und Muskelschmerzen. Hierzu bereitet man ein Fichtennadelbad. Man kocht man eine Hand voll Fichtennadeln in 3 Liter Wasser auf, schaltet die Herdplatte auf kleine Stufe zurück und lässt dies für weitere 30 Minuten ziehen. Danach durch ein Sieb gießen und das köstlich duftende Fichtennadelwasser in das heiße Badewasser hinzufügen und darin für 20 Minuten baden. Auch schwächliche Kinder wurden früher zur Stärkung in Fichtenrindenwasser gewaschen.
Für ein Fichtennadelbadesalz zerkleinert man 1 Hand voll Fichtennadeln mit der Küchenmaschine, vermischt sie mit 1/2kg grobem Salz füllt dies in ein verschließbares Gefäß. Auf ein Vollbad gibt man ca. 150g davon hinzu. Bei Erkältungen, Husten, Halsschmerzen oder verstopfter Nase Inhaliert man mit Fichtennadeln. Hierzu nimmt man 3 EL Fichtennadeln und kocht sie in 1,5 – 2 Liter Wasser auf, schaltet den Herd auf mittlere Stufe zurück und lässt für 15 Minuten ziehen. Den Topf nun auf den Küchentisch stellen. Soweit es von der Temperatur erträglich ist, den Dampf langsam einatmen – diese Fichtennadel-Inhalation wirkt auch auf die Gesichtshaut belebend.
Fichtenrinde
Bei Wunden und Geschwüren bereitete man einen Fichtenrindenumschlag aus den jungen Trieben der Fichte und ein wenig von der Rinde der jungen, saftigen Seitenäste zeitig im Frühjahr. Diese Rindenstücke zerkleinert man auf 1cm lange Stücke und gibt sie in einen Kochtopf zusammen mit dem Wasser und lässt dies aufkochen. Nach dem Aufkochen schaltet man den Ofen auf mittlere Hitze und lässt dies so lange weiterziehen bis dies auf die halbe Wassermenge eingekocht ist. Dann seiht man es durch ein Sieb ab. In diese Fichtenrindenabkochung taucht man ein Leinentuch, presst es aus und legt es als Umschlag über Wunden, Geschwüren oder Schwellungen. Im akuten Fall stündlich wiederholen, ansonsten 1 – 2 x täglich. Vor allem bei schlecht heilenden Wunden unterstützen diese Umschläge sehr gut.
Fichtenwipferl
Ein altes Waldviertler Rezept ist die Fichtenwipferl-Wacholdereinreibung für die Gelenke, bei Hexenschuss. Hierzu sollen die Fichtenspitzen bei der Ernte im Frühling noch zur Hälfte von ihrer „braunen Schutzkappe“ bedeckt sein. Man nimmt eine verschließbare Flasche (von so 1,5 l Fassungsvolumen) und gibt darin eine Hand voll Fichtenwipferl hinein. Den Fichtenzweig in kleine Stücke zerbrechen, die Wacholderbeeren mit dem Mörser aufdrücken und in die Flasche geben. Dann gießt man mit dem Doppelkorn darauf und lässt dies für 8 – 12 Wochen reifen. Die Fichtenwipferl geben dem Franzbranntwein ihre kühlende, antibakterielle Wirkung. Sie wirken lindernd bei Muskelkater, Prellungen und Zerrungen. Die Wacholderbeeren spenden diesem Ansatz seine durchblutungsfördernde und wärmende Wirkung. Wacholder wurde in der Volksheilkunde für den Muskel- und Gelenksapparat, Verdauungsbeschwerden sowie Nervenschwäche eingesetzt. Mit der Einreibung die gewünschten Körperstellen einmassieren. Zur Konzentrationsförderung das Genick, bei Gelenksschmerzen die Gelenke, bei Erkältung die Lunge und den Hals, bei Hexenschuss den Rücken, bei Muskelkater die Beine, Schultern oder Arme einmassieren. Zur Entspannung diese Einreibung in das Badewasser geben.
Weitere Rezepte
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Eunike Grahofer
Kräuterpädagogin mit Leib und Seele
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